
Der Urlaub tut der Seele mal richtig gut. Man schaltet endlich mal ab und kommt aus dem Alltagstrott heraus. Meine Familie und ich waren in Bulgarien und hatten die meiste Zeit super Wetter und konnten etwas Sightseeing betreiben.
Übrigens, falls es sich doch mal nicht vermeiden lässt mit dem Flieger wohin zu düsen, was absolut unökologisch ist, gibt es die Möglichkeit z. B. auf der Homepage Atmosfair.de den CO2-Wert errechnen zu lassen. Sodann kann man ein Klimaschutzprojekt mit dem errechneten Kompensationsbeitrag als Spende unterstützen.
Ein Sprichwort lautet: Andere Länder – andere Sitten. Unser Hotel war gefüllt mit fast ausschließlich europäischen Urlaubern und davon war ein Großteil aus Deutschland. Es waren sehr viele Familien anwesend. Und doch, habe ich kein einziges Kind mit einer Stoff-Schwimmwindel entdecken können. Das hat mich doch etwas stutzig gemacht. Ich verstehe es, wenn mal eine Stoffwindelwickelpause macht, aber Schwimmwindeln sind in der Handhabung weniger aufwendig. Sie hatten alle die Wegwerf-Schwimmwindeln an. Sogar die kleinen Mädchen hatten unter ihren süßen rosa Rüschen-Badeanzügen die Wegwerf-Schwimmwindeln an. Das ist für mich ein Zeichen, dass es an der Zeit ist, dass man auch die wiederverwendbaren Schwimmwindeln mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. Sie sind zu handhaben wir andere Badesachen. Gelangt ein Geschäft rein, wird es entleert und unter fließendem Wasser ausgespült. Da sie sehr schnell an der Luft trocknen, braucht man auch nicht viele. Es kommt dann auf das Alter und die Anzahl der Geschäfte an. Je kleiner die Mäuse sind, desto öfter kommt auch mal ein großes Geschäft, aber irgendwann pegelt es sich bei 1-2 mal/Tag ein. Also wenn man sich 3 – 4 wiederverwendbare Schwimmwindeln zulegt, dürfte es für einen schönen Badeurlaub reichen und für zu Hause oder fürs Schwimmbad allemal. Wenn man sich unterschiedliche Modelle anschafft, hat man sogar eine modische Abwechslung. Man benötigt auch keinen extra Badeanzug oder eine Badehose. Wie seht ihr das? Bin ich gerade zu engstirnig?

Nun zu einem Thema, was mich immens gestört hat: Der Müll.
Ich weiß, dass es gerade in einer Hotelanlage, in der es ein All-Inclusive- Angebot gibt nicht einfach ist, gezielt gegen den Plastikmüll vorzugehen. Aber irgendwie muss es doch eine Möglichkeit geben, es reduzieren zu können.
Es sah folgendermaßen aus: Es gab Selbstbedienungsbereiche mit mehreren Getränkeautomaten: einen für Softdrinks, einen für Säfte, einen für alkoholische Getränke und einen für Heißgetränke. Neben jedem der Geräte standen Tabletts voll mit Bechertürme, die regelmäßig wieder aufgefüllt wurden. Meine Kinder waren natürlich hellauf begeistert, dass sie sich selbst so viel sie wollten an Getränken holen konnten. Letztendlich wurde auch bei jedem Getränkeholen ein neuer Becher genommen, die leergetrunkenen Becher landeten dann im Müll.
Ich kann nicht einschätzen wie viele Urlauber in der Zeit da waren, als wir da waren, aber alleinig der Müller, den wir produziert haben, war riesig. Ich schätze mal, die Kinder haben im Schnitt sich 10 – 15 mal am Tag etwas zu trinken geholt. Und wir vielleicht auch im Schnitt 7 – 10 mal. Das heißt, wir allein haben innerhalb von 10 Tagen ((15×3 Kinder=45+10×2 Erwachsene=20)x10 Tage) ca. 650 Becher verbraucht. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen, aber hey, es war ja Urlaub („Sarkasmus“).
Diese Menge finde ich aber nicht mehr vertretbar. Mein Lösungsweg wäre gewesen, die Becher mehrmals zu nutzen, aber das hat leider rein niemand gemacht. Weiterhin wäre es auch kaum möglich gewesen, da das die Art von Becher waren, die man kaum in der Hand halten konnte, weil sie so dünn sind, dass sie schnell kaputt gehen. Ich persönlich hätte es für schöner empfunden, wenn es wenigstens die festeren Plastikbecher gewesen wären, die man immer wieder verwenden kann, nachdem sie gesäubert werden. Aber das wäre wieder ein Mehraufwand gewesen. Andererseits bin ich der Meinung, dass der einzelne Urlauber dann nicht mehr immer wieder nach einem neuen Becher gegriffen hätte, sondern seinen vorhandenen weiterbenutzt hätte.
Eines Nachmittages brachte mir mein Mann einen Cappuccino in solch einem Becher. Dieser war so heiß, dass ich ihn erstmal etwas abkühlen lassen musste. Nachdem ich ihn geleert hatte, habe ich bemerkt, dass sich irgendetwas an dem Becher verändert hat. Er war noch labbriger als vorher und er knisterte auf einmal. Da kam mir die Idee, dass ich diesen benutzten Becher sowie einen Unbenutzten mal mit nach Hause nehme. Ich hatte bereits die Vermutung, dass der benutzte Becher eventuell leichter sein könnte, als der Unbenutzte, aber wie kann ich das nachweisen? Ich habe zwar eine Küchenwaage, aber die zeigt nur in Gramm-Schritten das Gewicht an und reagiert aber erst mit größeren Gewichten ab 10 Gramm genauer. Ich habe mir somit eine Waage besorgt, die in 0,01 Grammschritten misst.
Hier das erschreckende Ergebnis:
unbenutzter Becher: 2,17 g heißer Cappuccino: 1,95 g
Das macht eine Differenz von 0,22 g.
Welche Vermutung liegt nun am nähesten, was mit den 0,22 g passiert ist? Dass Plastik und Hitze keine gute Symbiose bilden, wissen wir ja bereits seit einiger Zeit. Somit kann es nur sein, dass sich das Plastik in der Hitze abgelöst hat und ich es als Mikro- oder Nanoplastik zu mir genommen habe. Zum Glück war es kein sehr leckeres Getränk und man hat bei höherer Außentemperatur doch eher kalte Erfrischungen zu sich genommen, wobei dabei sich ebenfalls der Becher etwas auflöst. Aber mal grob hochgerechnet: 10 Tage Urlaub, einen Cappuccino am Tag bringt schon 2,2 g Mikro- oder Nanoplastik in unseren Organismus.
Unter Mikroplastik sind kleinste Plastikteilchen mit einer Größe von 5 mm und kleiner zu verstehen, die entweder industriell hergestellt werden oder durch UV-Strahlung, Bakterien, Salz, Temperaturschwankungen oder Abreibung von größeren Plastikteilen entstehen. Es gibt derzeit noch keine genaue Definition. Nanoplastik sind u.a. Plastikteilchen, die noch kleiner sind und somit sogar in Zellen eindringen können. Die Gefahren im menschlichen Körper sind bis heute noch nicht erfolgreich untersucht worden, aber es besteht schon lange der Verdacht, dass diese im Organismus unwiderrufliche Schäden hervorrufen können. Generell ist Plastik in all seinen Bestandsformen eines der größten Probleme der Erde. Zumal Plastik auch nicht gleich Plastik ist. Darin verarbeitete Schadstoffe machen dies zusätzlich sehr gefährlich für die Gesundheit. Diese sind zum Beispiel Weichmacher, Bisphenol A, Stabilisatoren und Flammschutzmittel.
Auf der Internetseite von nationalgeographics gibt es einen Bildbeitrag: 10 erschreckende Fakten über Plastik. Die dort gezeigten Bilder sagen bereits mehr aus als Worte es beschreiben können.
Also ich habe für mich persönlich beschlossen, dass ich auf alle Fälle meine Augen und meinen Instinkt geschärft halte. Auch im Urlaub. Nächstes Jahr braucht mein Kleiner sicherlich keine Schwimmwindel mehr, sie war dieses Jahr mehr Dekoration als ein Nutzgegenstand, aber diente schließlich auch als normale Badehose. Und vielleicht packe ich mir beim nächsten mal für mich und meine Familie eigene Becher mit ein. Ich könnte mir vorstellen, dass dies in einigen Hotels aus hygienischen Gründen nicht erwünscht ist.
Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. In diesem Sinne wünsche ich allen dennoch eine schöne und erholsame Rest-Urlaubszeit.